Samstag, 27. Februar 2010

Insolvenzticker: Chester City


Alle Welt spricht von Portsmouth und dem unglaublichen Schuldenberg, der durch haarsträubende Finanz- und Führungspolitik im Fratton Park entstanden ist. Während Portsmouth Insolvenz anmeldete und einen Abzug von 9 Punkten aufgebrummt bekam, spielten sich in der nordenglischen Kleinstadt Chester wesentlich tragischere Vorgänge ab. Dort ging es allerdings "nur" um die vergleichsweise lächerliche Summe von 200.000 Pfund.

Der im Vorjahr aus der Football League abgestiegene Fünftligist Chester City ist mit sofortiger Wirkung aus dem Spielbetrieb der Football Conference ausgeschlossen worden. Damit fällt auch das für den heutigen Samstag vorgesehen Ligaspiel gegen Oxford United aus.
Der Klub wurde auf einem Treffen der Ligavereine für schuldig befunden, gegen fünf Regeln der Football Conference verstoßen zu haben. U.a. ist es Chester City nicht möglich, eine ausstehende Steuerforderung in Höhe von 26.125 Pfund zu bezahlen. Damit ist der Schlusspunkt einer seit Jahren anhaltenden wirtschaftlichen Leidensfahrt erreicht. Die Talfahrt des Klubs erreichte in der Saison 2008/09 eine neue Dimension, als der bereits hochverschuldete Klub während der Winterpause mehrere Spieler verpflichtete, um dem Abstieg aus der League 2 (4. Liga) und dem Ausscheiden aus der Football League noch zu entgehen. Im Mai musste Chester City Insolvenz anmelden. Im Zentrum der Kritik stand die Familie Vaughan, die den Hauptanteil der Anteile an Chester City hält und die für die jahrelange Mißwirtschaft verantwortlich gemacht wird.
2009/10 durfte der Verein trotz vehementer Proteste vieler anderer Klubs in der Football Conference antreten. Er erhielt allerdings einen Abzug von 25 Punkten. Zu seinem jetzigen Ausschluss standen -3 Punkte auf Chesters Konto. Darüber hinaus wurden dem Verein mögliche finanzielle Erleichterung bzw. Zuschüsse verweigert, da die umstrittene Vaughan-Familie an ihren Anteilen festhielt.
Nachdem Klubchef Stephen Vaughan als erste Person in der Geschichte der englischen FA bei einer Art Glaubwürdigkeitsprüfung durchgefallen war, verschlechterte sich die Situation erneut, und seit Oktober sind die Spieler ohne Bezahlungen geblieben.
Die Situation eskalierte, als sich die Spieler am 9. Februar 2010 weigerten, zu ihrem Ligamatch gegen Forest Green Rovers anzutreten. Die folgende Heimpartie gegen Wrexham musste derweil wegen unbezahlter Polizei-Einsatzrechnungen ebenfalls abgesagt werden.
Der neue Klubchef Stephen Vaughan junior versuchte daraufhin, den Klub für die symbolische Summe von £1 zu verkaufen. Ein dänisches Konsortium zeigte zwar Interesse, doch es kam zu keinem Abschluss. Schätzungen zufolge ist Chester City gegenwärtig mit £200.000 verschuldet.
Der Dachverband der Chester-Fans hat bereits gefordert, die Regeln über den Besitz und die finanzielle Kontrolle über Fußballklubs in England dringend einer Reform zu unterziehen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen