Dienstag, 23. März 2010

Klubporträt: Concordia Hamburg

2009 war ein trauriges Jahr für den Sport-Club Concordia von 1907. 85 Jahre, nachdem man im Wandbeker Gehölz sein Marienthalstadion errichtet hatte, hieß es Abschied nehmen. Das Geld war auch bei „Cordi“ chronisch knapp, und die Toplage der Anlage inmitten eines exklusiven Villenviertels ließ den Verkauf nur logisch erscheinen. Damit war es vorbei mit einem Dreisatz der besonderen Art, der Hamburgs Amateurfußball seit Jahrzehnten ausgezeichnet hatte: Freitagabend + Flutlicht + Marienthal = SC Concordia.
Concordia ist ein Verein nach altem Schlage. Der Vereinsgeist waberte in Marienthal durch alle Ecken und Winkel, die Nachwuchsarbeit ist seit langem berühmt und den aufopferungsvollen Mitgliedern der Rot-Schwarzen gelang es in der Vergangenheit mehrfach, ihren Verein aus der Krise zu führen.
Die sportliche Erfolgsstory der 1907 gegründeten Rot-Schwarzen begann 1939, als die von Vereinslegende Kurt „Malik“ Hinsch geführte Mannschaft in die Gauliga Nordmark aufstieg. Schon damals war der Erfolg ein Resultat der Nachwuchspflege, und auch wenn es zwei Jahre später zurück in Liga 2 ging, hatte „Cordi“ ein Markenzeichen gesetzt. Nach dem Krieg zählten die Wandsbeker zu den Gründungsmitgliedern der Oberliga Nord, in der sich die Elf dank ihres gefürchteten Innensturms (Hinsch, Ackermann, Eccarius) bestens etablierte. 1950 erreichte man mit Platz sechs den Zenit seiner Vereinsgeschichte – und das, obwohl „Cordi“ seit Kriegsende nicht auf der von den Briten beschlagnahmten Anlage in Marienthal hatte kicken können! 1951 durfte man zwar in die runderneuerte Anlage („Bild“: „Schmuckkästchen am Wandsbeker Gehölz“) zurückkehren, doch sportlich reichte es nur noch zu Abstiegskampf, in dem die Rot-Schwarzen 1953 den Kürzeren zogen. 1956 gelang im dritten Anlauf die Rückkehr, und anschließend verteidigte der Klub bis zur Auflösung der Oberliga Nord seinen Platz im norddeutschen Oberhaus.
Nach Einführung der Bundesliga gab es sieben Spielzeiten lang Regionalligafußball in Wandsbek zu sehen, wo die Sorgenfalten jedoch mit jedem Jahr größer wurden. Marienthal war vom öffentlichem Nahverkehr abgetrennt („Die Welt“: „Eine kaum noch erreichbare Oase in der Wüste“), Parkplätze gab es auch keine und die Zuschauerzahlen sanken stetig ab. 1970 war der Abstieg nicht mehr zu vermeiden. Als drei Jahre später die Rückkehr gelang, stand die 2. Bundesliga bereits vor der Tür, und „Cordi“ konnte schon mal für die drittklassige Amateuroberliga Nord planen. Dort waren die Rot-Schwarzen dann 17 Spielzeiten lang fester Bestandteil, brachten Spieler wie Frank Neubarth hervor und feierten als größten Erfolg Platz fünf im Spieljahr 1976/77.
1991 sorgte eine Mixtur aus sportlicher Schwäche und finanziell eingeschränkten Möglichkeiten erstmals für den Sturz in die Viertklassigkeit, der Concordia wie einst schon in der Ober- und der Regionalliga erneut nach drei Jahren wieder entkam. Noch einmal flammte anschließend der Kult um die Wandsbeker auf, begrüßte man in der Regionalliga Nord große Kulissen zum traditionellen Freitagabendspiel. Mit dem erneuten Abstieg begann 1997 der Absturz. Im Frühjahr 1999 musste Michael Schickel, langjähriger „Cordi“-Obmann und „Morgenpost“-Sportchef, bereits vor dem drohenden Konkurs warnen, dem der Klub nur knapp entging.
2000 wurde er erstmals fünftklassig, kehrte unter Marc Fascher noch einmal in die Oberliga zurück und verschwand 2005 abermals auf lokaler Ebene – und diesmal wird es für immer sein.

Dieser Artikel stammt aus dem "großen Buch der Deutschen Fußballvereine"
(Agon Sportverlag, ISBN: 3-89784-3622, 528 Seiten, Hardcover, 39,90 €)

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