Montag, 8. März 2010

Klubporträt: Millonarios Bogota

Fußballvereine sind weltweit Träger der Fußballkultur. An ihnen manifestiert sich die Liebe (oder die Abneigung) der Fans, und sie stehen häufig für lange und schillernde Traditionen.

Weltweit berühmtester, national aber keinesfalls beliebtester Klub Kolumbiens. Seinen Ruhm verdankt der Klub mit dem provokativen Namen der »El-Dorado«-Ära, als das legendäre River-Plate-Innentrio Di Stéfano-Pedernera-Rossi für die Blau-Weißen auflief. 1937 von Studenten des Colegio San Bartolomé bzw. des Instituto La Salle als Juventud Bogotana gegründet, wurde der Klub 1938 zu Municipal Bogotá und erhielt am 18. Juni 1946 seinen heutigen Namen Club Deportivo Los Millonarios. Vorausgegangen war die Schenkung einer größeren Geldsumme durch einen Gönner, die es dem Klub ermöglicht hatte, mehrere Akteure aus Argentinien und Uruguay zu verpflichten. Der Journalist Camacho Montayo hatte daraufhin spöttisch von »Los Millonarios« geschrieben – eine Bezeichnung, die die Klubführung um den späteren Verbandspräsidenten Alfonso Senior sofort übernommen hatte. Millonarios zählte zu den vehementesten Befürwortern einer Profiliga und war entscheidend für die Ablösung der DiMayor vom damaligen Nationalverband Adefút verantwortlich. 1948 sorgten »Los Albiazules« (die Weiß-Blauen) mit der Verpflichtung des erwähnten River-Plate-Innentrios sowie Alfredo Castillo für Schlagzeilen. Später stießen u. a. der Uruguayer José Jacuzzi, Torsteher Julio Cozzi, Pedro Cabillon sowie die Schotten Billy Higgins und Bobby Flavell zum »blauen Ballett«, das enorme Zuschauerkulissen anlockte und in dem mit Francisco »Cobo« Zuluaga nur noch ein Kolumbianer stand. Bis zum Ende der El-Dorado-Epoche (1953) errangen die Millionäre vier Meistertitel. Anschließend führte Trainer Gabriel Ochoa Uribe den Verein von 1959 bis 1964 zu drei weiteren nationalen Erfolgen bzw. 1960 ins Halbfinale der Copa Libertadores. 1972 und 1978 mit Ausnahmetalent Willington Ortiz zwei weitere Male Landesmeister geworden, geriet der Klub in den 1980er Jahren in die Hände des dem Medellíner Kartell nahestehenden Drogenboss Gonzalo Rodríguez Gacha (»der Mexikaner«). Mit seiner Hilfe (und den Drogengeldern) gelang es, die damalige América-Dominanz in der Nationalliga zu brechen und den Titel sowohl 1987 als auch 1988 nach Bogotá zu holen. Als Rodríguez Gacha 1989 erschossen wurde, gerieten die nunmehr mittellosen Millionäre in Turbulenzen und mussten sich seitdem mit zwei Vizemeisterschaften (1994, 1996) begnügen. [1937 | Nemesio Camacho »El Campín« (48.600) | 13]

Dieser Beitrag stammt aus der Fußballweltenzyklopädie, Band 2 (Afrika, Amerika und Ozeanien). Verlag Die Werkstatt, ISBN: 978-389533640-9, 472 Seiten, 39,90 €

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