Dienstag, 11. Oktober 2011

Was macht eigentlich ... der OSV Hannover

Von der 2. Bundesliga-Nord bis in die Kreisliga – der OSV Hannover machte schwere Zeiten durch. Nun sind die Rot-Weißen aus Hannover-Bothfeld zurück und wollen in der Landesliga an alte Zeiten anknüpfen.



Der Jubel war groß. Mit einem 2:1 über Niedersachsen Döhren sicherte sich der OSV Hannover bereits zwei Spieltage vor Saisonende den Aufstieg in die Landesliga. Über 500 Fans feierten die Mannschaft von Ex-Profi Jörg Goslar.

Auch abseits des grünen Rasens macht der OSV wieder positive Schlagzeilen. Die Jugendarbeit wurde mehrfach mit der Herberger-Medaille prämiert, und als 2009 die hölzerne Tribüne im OSV-Stadion einem Flammenmeer zum Opfer fiel, schuf man sich modernen Ersatz. Heute dient die ehemalige Pressetribüne als zeitgemäße Lounge – im hannoverschen Amateurfußball einzigartig!

Die großen Zeiten des Vereins liegen rund 40 Jahre zurück und haben ihren Ausgang im Jahr 1962. Damals übernahm der erst 29-jährige Elektro-Unternehmer Wolfgang Zabel die Führung und krempelte den aus einem alten Arbeiterverein entstandenen Klub um. Zabel war ein Geschäftsmann mit leicht diktatorischer Attitüde, dessen Credo lautete: „Wir brauchen im OSV keine Vorstandssitzungen, denn in diesen Stunden werden die Probleme doch nicht erledigt, sondern nur vor sich hergeschoben. Was wir brauchen, ist nutzbringende Arbeit, und die ist mit einigen Telefonaten meiner engsten Mitarbeiter untereinander meist in wenigen Minuten erledigt.“

Der Erfolg gab ihm Recht. 1966 erreichte der OSV nach vier Aufstieg in Folge bereits die Verbandsliga. Sportlicher Vater des Erfolges war Gerd Bohnsack, Bruder von 96-Spieler Klaus, der die Rot-Weißen 1968 auch ins niedersächsische Oberhaus führte. „Ich mache gar kein Hehl daraus, dass bei uns einiges unternommen wurde, um auf den heutigen Leistungsstand zu kommen. Wer immer nur auf die Tradition seines Vereins baut, ansonsten aber kaum nennenswerte Initiative entwickelt, hat nach meinem Dafürhalten die Zeichen der Zeit nicht richtig erkannt“, dozierte Zabel stolz.

Das war zugleich ein Seitenhieb in Richtung der Lokalrivalen HSC und Arminia, die in der sportlichen Stagnation steckten und von „besseren Zeiten“ träumten. Kritik, er habe den Erfolg „erkauft“ und würde gegen das Amateurstatut verstoßen, ließ Zabel nicht gelten. „Es gibt nur einen Unterschied: Die einen sprechen offen darüber und sind ehrlich, während sich viele andere hinter irgendwelchen Scheinargumenten verkriechen und die Wahrheit nicht erkennen wollen“, blaffte er und kündigte an: „Wir haben uns in den zurückliegenden Jahren stets zum Leistungssport bekannt, und diesen Weg wollen wir auch in Zukunft beschreiten.“

Das tat er. Während die Stadt im Umfeld des OSV-Sportstätte in Bothfeld Wohnraum für 50.000 Menschen plante, plante Zabel eine moderne Fußballarena mit 10.000 Plätzen. „Und wenn erst dieses Zukunftsprojekt verwirklicht ist, wird in der Oststadt Hannovers ein neues Sportzentrum entstehen, in dem neben Fußball auch andere körperliche Betätigungsmöglichkeiten möglich sein werden“, visionierte der längst „Mister OSV” genannte Elektrohändler.

1971 konnte die nächste Sprosse auf dem Weg in den Fußballhimmel erklommen werden. Zum zweiten Mal in Folge für die Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord qualifiziert machten die Oststädter mit einem 3:1 über Eintracht Nordhorn alles klar und zogen ins Vertragsspielerlager ein.

Die für 1974 anvisierte Qualifikation zur neuen 2. Bundesliga wurde allerdings verpasst, und die Rückstufung in Liga drei erwies sich als Einschnitt. Zunächst schien der OSV völlig vom Weg abzukommen. Dann entdeckte man den Nachwuchs und feierte 1976 den Niedersachsenpokal der Junioren. Zwei Jahre später rückten die Talente in die Liga auf sicherten sich 1977 die Meisterschaft der Oberliga Nord. In der Aufstiegsrunde zur 2. Liga scheiterte die Elf um Spielmacher Rühmkorb und den vom HSC gekommenen Goalgetter Dieter Schatzschneider jedoch.

Mit einem Jahr Verspätung gelang zwar 1978 der Sprung ins Profilager, doch die Fußballwelt hatte sich verändert. Angesichts der 96-Dauerkrise war Nachbar SV Arminia aus seinem Tiefschlaf erwacht, und für den OSV blieben nur die Brosamen. Überschaubare 2.516 Zuschauer passierten 1978/79 durchschnittlich die Stadiontore – prompt musste man Torjäger Bernd Krumbein abgeben, um finanziell nicht in eine Schieflage zu geraten.

1980/81 geriet zum Debakeljahr. 108 Gegentore, beim Heimkick gegen Viktoria Köln ganze 164 Zahlende – es ging steil bergab. 1982 wurde der OSV in die Verbandsliga durchgereicht, 1983 sogar auf Bezirksebene. Zwischenzeitlich hatte sich „Mister OSV“ Zabel verabschiedet.

Letzter Hoffnungsträger blieb die Jugend, die 1982 Niedersachsenpokalsieger geworden war und den OSV 1987 wieder in die Landesliga führte. Sechs Jahre später stand der Klub dennoch endgültig vor dem Aus. Mit dem OSC war bereits ein Nachfolgeverein gegründet, als es das Aus doch noch abgewendet wurde. Sportlich verschwand man auf Kreisebene.

2006 begann die Renaissance. Unter Trainer Wolfgang Kirchner kehrte der OSV auf Bezirksebene zurück und schloss 2011 mit dem Aufstieg in die Landesliga wieder zu den lokalen Fußballgrößen auf.

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